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Ein Facebook Dokument bestätigt die traurige Wahrheit: Die Datensammelwut von Facebook kennt so gut wie keine Grenzen. Sogar der Batteriezustand und Dateinamen auf einem Smartphone werden abgesaugt.
Die Datenkrake Facebook
Kürzlich fand die Befragung von Mark Zuckerberg durch den US-Senat statt. Zuckerberg blieb zahlreiche Antworten schuldig und reichte diese jetzt nach.
Das von Facebook gelieferten Fragen-Antworten Dokument enthüllt das, was viele schon lange vermutet hatten. Nämlich, dass Facebook keine Grenzen kennt, wenn es um das Sammeln und Absaugen von Daten geht. Das offizielle Dokument ist am Ende dieses Artikels zum Download zu finden.
Welche Daten erhebt Facebook?
Es wäre einfacher zu sagen, welche Daten Facebook nicht erhebt, denn es bleibt nicht viel übrig an Privatsphäre. Vor allem, wenn man die Facebook App auf dem Handy nutzt.
Unter anderem fragt Facebook folgende Informationen ab:
- Geräteinformationen (ID, Betriebssystem, Software-Version, Bildschirmauflösung etc.)
- Internet Service Provider (ISP)
- Nutzungszeiten: Ist der Nutzer eher morgens als abends aktiv? Oder eher am Wochenende statt unter der Woche?
- Nutzungsdauer: Wie oft surft jemand?
- Batteriezustand des Geräts: Warum auch immer, es gibt keinen nachvollziehbaren Grund dafür (schließlich stecken viele bei niedriger Batterie das Ladegerät ins Handy)
- Freier und belegter Speicherplatz
- Browserversion (eher wichtig bei PC-Nutzung oder wenn Facebook nicht über die App, sondern über den Browser bedient wird)
- Dateinamen auf dem Gerät: Die Antwort von Facebook an den Senat ist nicht sehr detailliert, man weiß also nicht genau, welche Dateien Facebook genau abfragt
- Cookies: Spätestens seit der Diskussion um Tracking Cookies ist vielen die Missbrauchsmöglichkeit hieraus bekannt
- Telefonnummer des Geräts: Spätestens hier hört der Spaß auf (außer, man hat sich über eine Telefonnummer authentifiziert)
- Bluetooth und WLAN-Signale in der Nähe
- IP-Adresse
Das Unverschämte ist, dass man als Facebook Nutzer bis dato von den meisten dieser Vorgänge nicht informiert in Kenntnis gesetzt wurde.
Mit diesen Informationen ist es Facebook unter anderem möglich, folgende Fragen zu beantworten:
Welche Smartphones und sonstigen Endgeräte befinden sich in der Nähe eines Facebook-Nutzers?
Liegt eine Kündigung vor? Das ist wahrscheinlich der Fall, wenn eine Datei mit dem Namen Kündigung.pdf gefunden wurde
Ist Facebook im Vordergrund oder im Hintergrund aktiv?
Sind Arbeitskollegen von Ihnen in der Nähe?
Welche Online Magazine lesen Sie?
Lesen Sie lieber Erotikmagazine als Nachrichtenmagazine?
Kritik
Bestimmte Daten zu erheben ist durchaus sinnvoll. Denn damit kann das Nutzererlebnis verbessert werden. Beispielsweise, wenn es um Vorschläge von Events geht, die einen interessieren könnten. Jedoch ist es sicher unzulässig, Standortdaten an der Erlaubnis oder am Wissen des Nutzers vorbei zu erheben und dann auf Basis dieser rechtswidrig gewonnenen Informationen Vorschläge zu unterbreiten, selbst wenn sie nützlich sein können.
Abgesehen davon fehlen Facebook-Nutzern tiefer gehende Möglichkeiten zu kontrollieren, welche Daten von Facebook erhoben werden dürfen und welche nicht.
Es mag sein, dass Facebook irgendwo in einem schwer auffindbaren, länglichen, umständlich formulierten Dokument darüber schreibt, dass bestimmte Daten erhoben werden. Dies reicht aber spätestens seit dem Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) nicht mehr aus.
Das offizielle Dokument von Facebook
Der amerikanische Senat hat das Dokument hier zum Download angeboten (Stand: 21.06.2018).
Es ist insgesamt 225 Seiten lang und enthält neben den Fragen vom Senat die jeweils zugehörigen Antworten. Facebook weicht den Fragen anscheinend nicht übermässig aus, was man vor zwei oder drei Jahren noch eher hätte vermuten dürfen. Vielmehr werden die Antworten so gegeben, dass man annehmen kann, sie kommen der Wahrheit recht nahe.
Spätestens bei einer Kontrolle im Unternehmen wären die Tatbestände sowieso ans Licht gekommen, wird sich Facebook sicher gedacht haben. Kein Unternehmen dieser Größe gibt – der Erfahrung der letzten Zeit nach – ehrliche und umfangreiche Antworten, wenn kein absoluter Zwang dazu besteht. Siehe Diesel-Skandal in Deutschland und USA.
Schön, dass wir jetzt mehr über Facebook’s Praktiken wissen. Einiges, was Facebook an Daten erhebt, ist sicher gerechtfertigt. Der Nutzer müsste aber selbst bei diesen Daten mehr Kontrolle und zumindest ein informiertes Abwahlrecht erhalten. Die Erhebung mancher Daten, wie des Batteriezustands des Smartphones oder gar von Dateinamen, ist höchst fragwürdig.
Lesen Sie hier die Auffassung von Facebook zum Recht auf Privatsphäre: